Kinderbetreuung braucht Qualität – ein Argumentarium

 5 wichtige Grundsätze für die  Kinderbetreuung

Betreuungsschlüssel, Gruppengrössen und Raumstandards sind wichtige Kriterien für die Qualität von Einrichtungen der Tagesbetreuung. Der Betreuungsschlüssel, die Betreuungsintensität und Raumstandards müssen sich von fortschrittlichen pädagogischen Grundsätzen ableiten.

Fachleute sind sich einig darin, dass pädagogisch durchdachte Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, damit die Einrichtungen ihren vielfältigen Aufgaben nachkommen können. Die schulische Tagesbetreuung kann die angestrebte positive Wirkung nur entfalten, wenn die Qualität stimmt.
Zu den wichtigsten positiven Effekten der schulergänzenden Tagesbetreuung zählen

Integration, Förderung der Entwicklungsmöglichkeiten und soziales Lernen.

  •  In der Tagesbetreuung lernen Kinder, miteinander umzugehen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, gemeinsam Projekte und Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Sie lernen, sich in Gruppen von Gleichaltrigen zu behaupten.
  • In der Tagesbetreuung können Kinder gestützt und nach ihren Fähigkeiten und Besonderheiten gefördert werden.
  • Die Tagesbetreuung fördert die Integration. Sie bringt Kinder unterschiedlicher Interessen, Fähigkeiten und Kulturen zusammen und ermöglicht gemeinsame Erfahrungen über den direkten Kontext des schulischen Lernens hinaus.
  • Im Idealfall bietet die Tagesbetreuung Anregungen und Bewegungsspielraum, fördert sinnvolle Ernährungsgewohnheiten, legt Grundsteine für Suchtprävention und bietet einen geschützten Raum für Auseinandersetzungen mit sich und anderen.

Darüber hinaus könnten Tagesschulen eigentliche Quartierszentren sein, wo auch die Eltern durch Kurse und Freizeitangebote ins Quartiersleben einbezogen werden.
Diese und weitere wichtige Aufgaben können die Einrichtungen der schulischen Tagesbetreuung aber nur erfüllen, wenn sie auf der Grundlage von pädagogischen Konzepten arbeitet. Wie viele Kinder in einer Gruppe sind, wie viele Personen es für ihre Betreuung braucht und wie viel Platz sie zur Verfügung haben, muss das Ergebnis von pädagogischen Konzepten, nicht von finanziellen Überlegungen sein.

Kinderbetreuung ist anspruchsvoll
Die anspruchsvolle Aufgabe in der Betreuung setzt gut ausgebildetes Personal und gute Arbeitsbedingungen voraus.
Deshalb muss der bereits vor über 60 Jahren anerkannte „erhöhte Erholungsbedarf“ des Hortpersonals weiterhin Gültigkeit haben.
Betreuungspersonen in Horten sollen die soziale, motorische, psychische, kognitive und emotionale Entwicklung der Kinder fördern. Sie bieten Erfahrungsräume für soziales Lernen, sie fördern die Sprache, die Integration und die interkulturellen Kompetenzen, sie machen Gesundheits- und Gewaltprävention, sie helfen, Verantwortung zu übernehmen, zeigen Lösungswege bei Konflikten auf, und vieles mehr. Das erfordert eine gute Ausbildung und eine ausserordentlich hohe Präsenz bei der Arbeit, von morgens bis abends.
Diese wichtige Arbeit muss zwingend mit gut ausgebildetem und motiviertem Personal geleistet werden. Deshalb müssen weiterhin SozialpädagogInnen die Verantwortung für die Gruppen in den Horten tragen. Eine Senkung des Ausbildungsniveaus lehnen wir deshalb strikte ab.
Damit die Energie für diese anspruchsvolle Arbeit langfristig immer wieder aufs Neue aufgebracht werden kann, braucht es die Möglichkeit, sich zwischendurch grundlegend zu erholten. Die erhöhte Erholungsmöglichkeit des Hortpersonals ist kein überholtes Privileg aus vergangenen Zeiten, sondern eine Notwendigkeit, um Burn-outs zu vermeiden und die Fluktuation (die in den Kinderbetreuungsberufen besonders hoch ist) möglichst gering zu halten.

Kinder brauchen Raum und Zeit
Der Ausbau der Betreuungsplätze muss mit den notwendigen personellen, räumlichen und finanziellen Ressourcen erfolgen.
Kinder, die den ganzen Vormittag relativ ruhig in der Schule verbracht haben, brauchen über Mittag Platz für Auslauf, Bewegung oder je nach Persönlichkeit auch für Ruhe und Rückzug. Wenn zu viele Kinder auf engem Raum zusammen gepresst werden, steigt der Lärmpegel und die Achtsamkeit sinkt. Die Kinder können sich nicht erholen, sondern sind im Gegenteil zusätzlich gestresst. Und wenn die Gruppen zu gross sind, können die Betreuungspersonen auch nicht mehr auf die Kinder eingehen. Ihre Funktion reduziert sich aufs Überwachen und Dirigieren. Eine solche Betreuung wird den Kindern nicht gerecht und kann für manchen sogar schädlich sein.
Die Arbeitszeit muss so organisiert sein, dass die Betreuungspersonen Zeiten ohne Kontakt mit den Kindern haben. Deshalb muss weiterhin Zeit für die Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit zur Verfügung stehen. Auch für die wichtige Arbeit mit den Eltern, für den Austausch mit der Schule oder im Team müssen Ressourcen freigegeben werden.
Kinder brauchen Verlässlichkeit
Die Planung der Betreuung muss gewährleisten, dass Konstanz und Kontinuität in der pädagogischen Beziehungsarbeit gewahrt wird.
Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen. Insbesondere für Kinder aus schwierigen Verhältnissen ist die Tagesbetreuung oftmals der einzige Ort, wo sie unabhängig vom Leistungsdruck der Schule verlässliche und vertrauensvolle Beziehungen zu Erwachsenen aufbauen können. Aber auch unbelastete Kinder brauchen Verlässlichkeit und Personen, die sie kennen und die auf sie eingehen können. Sinnvolle pädagogische Arbeit setzt voraus, dass die Betreuungspersonen die Kinder kennen und auch längerfristige pädagogische Zielsetzungen erarbeiten können.

Kinder brauchen Sorgfalt
Der mit dem Ausbau verbundene strukturelle und personelle Umbau des Betreuungssystems muss mit Sorgfalt geschehen.
Es ist wichtig und richtig, dass die Tagesbetreuung in Zürich usgebaut wird. Aber der Ausbau darf nicht auf Kosten der Qualität geben, sondern muss mit der notwendigen Sorgfalt und Respekt gegenüber den Kindern und dem Personal geschehen.
Der Ausbau muss so gestaltet werden, dass alle genannten Punkte beachtet und der damit verbundene Umbau sorgfältig geplant und durchgeführt wird.

Kein Sparen an den Hortkindern in der Stadt Zürich!
Keine Senkung der Betriebskosten pro Hortplatz!
Keine Halbierung des Platzes von 4m2 auf 2m2 pro Kind!
Kinderbetreuung ist mehr als sauber, sicher, satt!
Keine Senkung des Ausbildungsniveaus beim Hortpersonal!
Kein Rückfall in die 40er Jahre!

Horte ZH_ArgumentariuumQuali_Feb12 (PDF)